Zum 100sten Geburtstag von Walter Frankenstein – Allet Jute Walter!
Seit 2013 hat Walter Frankenstein uns regelmäßig besucht, wenn ihn sein Weg von Stockholm nach Berlin führte. Genauso regelmäßig war das Forum unserer Schule bis auf den letzten Platz besetzt, um den Ausführungen dieses außergewöhnlichen Menschen zu folgen – es sind unvergessliche Begegnungen und zu dem Jubiläum möchten wir uns auf diesem Wege nochmal herzlichst dafür bedanken.
Stets stellte sich Walter als „Deutscher jüdischen Glaubens“ vor, der jedoch angesichts des faschistischen Terrors schon in jungen Jahren seinen Glauben verlor und seither Atheist ist. Wenn es einen Gott gäbe, wie sollte der so viel Grausamkeit zulassen, erklärte er seine Entscheidung, der Religion den Rücken zu kehren. Nach den Worten Walters war es die Kombination von drei Faktoren, die das Überleben der Familie Frankenstein ermöglichte: Mut, Glück und Freunde, die Verstecke oder Lebensmittelkarten organisierten. Und schließlich die Befreiung Berlins durch die Rote Armee, als es russische Soldaten waren, die Walter, Leonie und die Kinder im U-Bahnhof Kottbusser Tor antrafen und den Jahren der tödlichen Bedrohung ein Ende setzten.
Bis heute erzählt Walter nicht nur aus seiner bewegten und bewegenden Geschichte, sondern verfolgt und analysiert das aktuelle Weltgeschehen und zieht seine Schlüsse daraus. Schon vor vielen Jahren warnte er vor den stärker werdenden faschistischen Bewegungen wie den Schweden-Demokraten oder der AfD, kritisierte die Verharmlosung des NSU durch die deutschen Behörden und legte uns immer wieder seine Devise nahe, selber zu denken und keinen vorgefertigten Meinungen nachzutrapsen.
Walters Humor, sein Mut und seine Weisheit sind uns Vorbild und Kompass.
Lieber Walter, dafür danken wir dir und wünschen Allet Jute zum Geburtstag, ehemalige und aktuelle Schüler*innen und Angestellte der SfE.
Zu sehen und hören ist Walter in dieser kürzlich aufgezeichneten Veranstaltung „Die Nazis und die Waisenkinder“.